Nach 2 Tagen segeln wir, ihr habt richtig gelesen, wir segeln mit Genua und Großsegel ohne Motor weiter nach Norden, vorbei an Canouan und Bequia und sind nach 6 Stunden im Kanal vor Young Island/St. Vincent. Wegen der starken Strömung in diesem Bereich ist es ratsam, eine Mooring Boje zu nehmen. Dadurch können wir, ohne uns Sorgen zu machen, das Schiff mal für einen Tag alleine lassen und die Hauptstadt Kingstown anschauen. Aus Unkenntnis und wegen schlechten Erfahrungen in Wallilabou 1999 haben wir St. Vincent bisher buchstäblich links liegen gelassen und sind jetzt ganz begeistert, wie schön sich diese Insel präsentiert und wie hilfsbereit und freundlich die Menschen sind. In Kingstown, der Hauptstadt, bummeln wir über den Markt, der ein preiswertes überreiches Angebot an Waren anbietet, essen wie die Locals an einem Imbisstand ein schmackhaftes kreolische Tagesmenü (14 XCD=4,50 €).

Mit dem Bus fahren wir durchs Mesopotamia Valley an die Ostküste nach Georgetown. Das Mesopotamia Valley ist ein fruchtbares Tropental mit großen Bananen-, Muskatnuß-, Kakao-, Kokosnuß- und Brotbaumplantagen und ist für uns das schönste Tropental der Windward Islands. In Georgetown läuft das Leben ohne Tourismus ab. Hier ist alles noch sehr ursprünglich, die Häuser und Kirchen aus Stein sind noch aus der Kolonialzeit und sehr gut erhalten. Freundlich werden wir von den Leuten auf der Straße willkommen geheißen und kommen mit ihnen ins Gespräch. Die Kinder, die vor dem kirchlichen Kindergarten auf ihre Eltern warten, streichen mal ganz vorsichtig über unsere weiße Haut. Sobald sie merken, dass wir ein Foto machen wollen, stellen sie sich in Pose und umringen anschließend Helmut, um einen Blick auf das Foto, das er gerade von ihnen gemacht hat, erhaschen zu können. Es gibt hier doch tatsächlich noch so eine richtige Leihbücherei, wie es sie bei uns in im Dorf vor Jahren gegeben hat und sie wird hier von den Schülern sogar für ihre Hausaufgaben rege genutzt. Auf der Busfahrt zurück nach Young Island werden wir kräftig durchgeschüttelt, der Bus ist brechend voll und so erhaschen nur ab und zu einen Blick auf die steile, zerklüftete Ostküste, an die der Atlantische Ozean brandet.

Günstig essen kann man nur dort, wo auch die Einheimischen essen
Selbst die Kindergartenkinder tragen bereits eine Uniform
Die Mädchen machen hier in der Leihbücherei ihre Schulaufgaben

Nach 3 Tagen klarieren wir in Kingstown aus den Grenadinen aus und legen am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe (5.45 Uhr) ab. Bald haben wir die Leeseite (Westseite von St. Vincent) mit Genua und Motorhilfe hinter uns gebracht und segeln dann mit voller Besegelung, 15-20 Knoten Wind aus Südost und 5,5 Knoten Fahrt über Grund nach St. Lucia in die Rodney Bay. Immer wieder haben wir beim Peilen auf die Südspitze von St. Lucia das Gefühl, dass wir zu weit nach Osten segeln, doch es passt alles, der Versatz durch den Strom, der uns nach Westen schiebt, muss natürlich vorgehalten werden. Man darf die Strömung einfach nicht unterschätzen. Jetzt haben wir es doch tatsächlich geschafft, an einem Freitag in St. Lucia zu sein, um dort zu dem Rotary Meeting in Sandals Resort & Spa Hotel  zu gehen. Helmut überreicht den Wimpel des Rotary Club Horb und wir erwerben von Freund Malcom, den wir im Juni hier kennengelernt hatten, die Jubiläums CD „The Rotary Calabash Chorale“. Der Calabash Gospelchor wurde im Oktober 2004 gegründet, um ein von Malcom selbst komponiertes Lied „Service Above Self 100 Year“ im Rahmen ihrer Jahresfeier vorzutragen. Die Calabash ist der Nationalbaum von St. Lucia, deshalb der Name für den Chor. Der Chor hatte mit dem Gospelsong einen so großen Erfolg, dass der Chor zur 100 Jahrfeier von Rotary International nach Chicago eingeladen wurden. Hierfür wurden dann weitere Gospels und Reggaes einstudiert. Heute ist der Calabash Chorale in St. Lucia fest etabliert. Leider hatten wir nicht die Zeit, das diesjährige Konzert am 25. November zu besuchen, denn unsere Mitsegler Karin und Karl wollen am 27.11. in Le Marin/Martinique zu uns an Bord kommen und dafür gibt es noch einiges vorzubereiten. Am Sonntag haben wir die Möglichkeit den Gottesdienst in der St. Joseph The Worker Church im benachbarten Dorf Gros Islet/Rodney Bay zu besuchen. Alle sind sehr festlich gekleidet und wir fühlen uns mit unserem Segler Outfit etwas deplaziert. Der Ablauf der katholischen Messe unterscheidet sich nicht wesentlich von dem in Deutschland, ein Chor unterstützt die Gemeinde beim Gesang der Lieder, die fröhlicher und rhythmischer sind. Schon die Kinder wippen im Rhythmus mit. Nach dem Gottesdienste gibt der Priester den Jugendlichen, wie bei uns auch, eine Unterschrift auf das Anwesenheitskärtchen. Es ist nicht zu glauben, wie ähnlich manches ist.

Am Montag 20.11. nehmen wir Abschied von St. Lucia und erreichen nach einem schönen, schnellen Segeltörn die Reede vor St. Anne/Martinique. Das ist ja schon fast wie nach Hause kommen, hier kennen wir uns aus, wissen wo es was zu kaufen gibt, Wäsche waschen kein Problem, Autopilot wieder in Stand setzen lassen und Freitag Abend dann in der Mango Bay Bar Seglertreff. Kaktus, Marianne, Evelyn, Peter, Siggi, Uli, usw., alle sind sie wieder hier und es gibt viel zu erzählen.

Fotografieren wollte ich den Pfarrer, wie er die Kirchenbesuchskarten unterschreibt, aber als die drei das spitz bekamen, .... Ergebnis siehe oben
Nur wenige Meter neben der modernen Rodney Bay Marina
das Fischerdorf Gros Ilets auf St. Lucia

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Malcom Charles, engagierter Rotarier und Gründer des "The Rotary Calabash Corale".